Fast ein Fotofinish beim Zieleinlauf

Das wird die heißeste der 83 Etappen der Reise. 31° sind angesagt, das Thermometer am GPS bestätigt das schon am Vormittag. Nach ausgiebigem und reichhaltigem Frühstück rollen wir runter an den See und wurschteln uns durch die zahlreichen Badegäste entlang des Sees Richtung Possenhofen durch, wo wir uns eine erste Abkühlung im See genehmigen. Durch Starnberg hindurch peilen wir die Mittagspause im schattigen Biergarten von Leutstetten an. Dort treffen wir zufällig Alex mit Familie und Freunden, ein Kommilitone von Ivo aus der Meteorologie und kapern die Geburtstagsparty mit unseren Reisegeschichten. Spät fahren wir weiter durch das schattige Würmtal, der Fluss steht in voller, wunderschöner Blüte des üppig gedeihenden Wasserhahnenfußes.

Etwas weiter stromab, in Gräfelfing baden wir nochmal, in der Würm, da kann man sich in der Strömung ein ganzes Stück treiben lassen und über die Liegewiese zurücklaufen. Als nächstes Zwischenziel haben wir die Eisdiele Sarcletti ausgemacht, bloß nicht zu schnell nach Hause kommen… Der Weg durch den Pasinger Stadtpark, um das Schloss Nymphenburg und entlang der Auffahrtsalleen ist angenehm schattig und als wir in der Eisdiele ankommen ist die Sonne hinter einer Dunstschicht verborgen, aber die Hitze lässt das Eis fast schneller schmelzen als wir es essen können. Auf den letzten Metern wird das Fahrerfeld auseinander gezogen (ungeplanter Stopp beim Gemüseladen) und eindeutig als Erster fahre ich über die herzallerliebst aufgebaute Ziellinie und bekomme von Cora und Familie eine erfrischend kalte Formel 1 Sektdusche zum Empfang verabreicht. Schnell ist das Zielband wieder geflickt und Susi wird Minuten später ebenso gefeiert. Da war’s dann also vorbei, 117 Tage, 4400 Km, 35.000 Höhenmeter und keine Schramme. Wir hatten eine tolle Zeit und wissen, dass das ein großes Glück und Geschenk war!

46 Km, 188 Hm, zu heiß zum Radfahren

Von Bad Kohlgrub nach Tutzing und weiter mit dem Segelboot

Es beginnt mit einem steilen, aber nicht langen Anstieg aus Bad Kohlgrub hinaus und wir werden von einem forschen Treckerfahrer gejagt, aber auf der Kuppe angekommen hat er keine Chance mehr, sehr zügig geht es bergab in Richtung Staffelsee, leider endet der asphaltierte Feldweg und wird zu einem feuchten, steinigen Waldweg. Am Ende der Schotterstrecke landen wir im Murnauer Moos mit vertrautem Blick auf das Ettaler Manndl und die Hohe Kiste. Vorbei an Staffel- und Riegsee geht es Richtung Starnberger See. In Eberfing machen wir im Gasthof Post Mittagspause – Obazda und Wurstsalat, herrlich! Bis Tutzing ist es dann nicht mehr so weit aber heiß. Die Route wechselt zwischen einsamen Nebenstraßen und kurzen stark befahrenen Straßenabschnitten hin und her sowie zwischen rauf und runter, anstrengend.

Gerade richtig zu Kaffee und Kuchen sind wir in Tutzing werden sehr herzlich empfangen und versorgt von Nicola und Adrian. Nach einem erfrischenden Bad im See und ausführlichem Reisebericht machen wir, zur Krönung des Tages, einen abendlichen Segeltörn quer über den See zum Pocci-Schloss. Unterwegs haben wir einen herrenlosen, aufblasbaren Schwimmring für Kleinkinder aus dem See gefischt, sehr praktisch für unsere Enkelkinder. Nach gemütlichem Picknick auf dem Boot und hochklassigem Sonnenuntergang kommt der E-Antrieb zum Einsatz und bringt uns zurück in den Hafen den Segelclubs. Danke für den wundervollen Nachmittag!

49 Km, 440 Hm, heiß und hügelig, letzteres nicht überraschend

Von Wertach nach Bad Kohlgrub, fast schon daheim

Schon vor 9 sind wir auf dem Rad, das Wetter und die Länge der Etappe verlangen danach. Die nächste brauchbare Unterkunft ist 70 Km entfernt, es bleibt hügelig und erschwerend kommen Schotterstrecken hinzu. Nach den Regenfällen und Gewittern der vergangenen Tage sind Wälder und Wiesen triefnass und jeder Bach gut gefüllt mit brauner Brühe. Die Sonne verschont uns bis Mittag und das sind dann optimale Bedingungen zum Radfahren. Bis Nesselwang und noch ein Stück weiter verläuft die Route meist durch sehr grüne Wiesen, bisweilen ziemlich steil auf und ab. Dann kommt die Abfahrt in die Ebene der Seen rund um Füssen, Hopfensee, Forggensee und Bannwaldsee. Eine traumhafte Kulisse mit den Allgäuer Alpen im Hintergrund. In Füssen machen wir eine erste Kaffeepause, um halb 11 schon 30 Km geschafft. Die Fußgängerzone ist ein absoluter Hotspot für mehr oder weniger betagte E-Biker Gruppen. Auf der weiteren Fahrt, am Schloss Neuschwanstein vorbei, wäre ein vierspuriger Ausbau der Radwege angezeigt. Sobald aber der Radweg hinter Trauchgau ansteigt und in Schotter übergeht sind wir wieder völlig allein. Vor uns baut sich eine schwarze Wand aus Gewitterwolken auf, aber noch scheint die Sonne bei schwüler Hitze und die Stimmung am Himmel ist beeindruckend, je nach Sichtweise auch bedrohlich. An einer Kreuzung im Wald führt der Track (den ich ja selber in der Gegenrichtung vor ein paar Jahren aufgezeichnet habe) geradewegs in eine endlose Kette schlammiger Pfützen, da kann man beim besten Willen nicht mal schieben. Dann fängt es auch noch an zu regnen, aber bevor ich alle Regensachen an habe, hat es schon wieder aufgehört und die Sonne scheint wieder – der Wind treibt die Gewitterwolken gerade so ausreichend vor uns her. Wir entscheiden uns, links abzubiegen und bei der Wieskirche vorbeizufahren, da wird es dann schon Wege geben, die uns um das matschige Stück im Wald herum führen. An der Wies machen wir Mittagspause. Erstaunlicherweise ist die einzige Gastwirtschaft an dieser Touristenattraktion weder schlecht noch überteuert. Die Gewitterwolken haben sich nach der Pause endgültig in die Berge verabschiedet und wir lassen uns von Google wieder auf den rechten Weg zurückführen. Wunderschöne Waldlichtungen, Moore und Bauernhäuser liegen am Weg, der endlich in ein stetiges Gefälle übergeht und wir in Richtung Ammertal rollen. Als der Wald endet, haben wir auf einmal das Hörnle vor uns und die Autos haben GAP-Kennzeichen, plötzlich ein ergreifendes Gefühl, wieder in der Heimat zu sein. Vor Bad Kohlgrub liegt aber immer noch ein, nach 70 Km etwas zermürbender Anstieg und eine völlig überflüssige Google Kapriole durchs Gelände, auf den letzten Metern zu unserem ‘Kurhotel’. Das liegt an der lauten Durchgangsstraße, was besseres war nicht mehr zu finden, aber vielleicht bleiben die Kohlgruber ja in der Nacht zuhause…

75 Km, 820 Hm, den Gewittern davon gekommen, aber den ganzen Tag im römischen Dampfbad geradelt.

Von Röthenbach nach Wertach durch’s Oberallgäu

Sowas haben wir noch nicht erlebt – wegen guter Führung wurde uns ein Preisnachlass im Hotel ‘Post’ gewährt, geführt von einer sehr netten italienischen Familie. Das Wetter war in der Früh auf der Kippe zwischen nass und trocken, hat sich dann aber für trocken entschieden. Aus Röthenbach heraus geht es gleich mal 150 Hm bergauf, abschnittsweise mit 15%, da ist man schneller oben ;-). Auf wunderschönen kleinen Nebenstraßen sausen wir bergab nach Oberstaufen (zugegeben, zwischendurch auch mal wieder steil hinauf) und weiter im Tal der Konstanzer Ach, am großen Alpsee vorbei nach Immenstadt. Hier machen wir erstmal Pause und kehren auch noch in einem Café ein, jetzt ist schon mehr als die Hälfte der Tagesetappe gefahren, aber das dicke Ende wird noch kommen. Hinter Immenstadt queren wir die Iller und fahren nun auf Radwegen entlang ziemlich befahrener Straßen nach Kranzegg, wo wir die Königsee Radroute in Richtung Wertach verlassen (sonst hätten wir nämlich im Freien schlafen müssen). Mäßig steil mit zwei Serpentinen geht es auf über 1000M hinauf, sehr schöne Aussicht, sehr schönes, kühlendes Lüftchen von hinten, aber leider auch sehr viel (LKW-)Verkehr. Das war jetzt der höchste Punkt der Route im Allgäu und bis Wertach rollt es sanft und mühelos leicht bergab. Wir kehren erstmal ein, denn natürlich sind wir wieder zu früh dran. Schönes, ruhiges Zimmer, draußen donnert es – ‘früh’ losfahren bewährt sich dann doch.

48 Km, 782 Hm, Rückenwind und gutes Radl-Wetter, sonst teilweise recht steil und zu viele LKW

Von Oberzell nach Röthenbach

Jetzt wird es doch noch richtig Sommer, heiß und nachmittags soll es gewittern – das spricht für frühes Aufbrechen, was uns leidlich gelingt.

Anfangs fahren wir durch vollreife Kirschbaumplantagen, mit zunehmender Entfernung vom Bodensee verschwinden die Obstplantagen zugunsten von Hopfenfeldern und noch weiter oben wird eifrig Heu geerntet. Der von Google vorgeschlagene Weg, der uns zur Radroute Bodensee-Königsee bringen soll ist bis auf jeweils ein kurzes Stück Schotter und Bundesstraße recht gut zu fahren, auf Nebenstraßen mit wenig Verkehr oder – noch besser – auf asphaltierten Feldwegen. Selten allerdings geht es eben, meist mehr oder weniger rauf, so dass bei der Hitze der Schweiß in Strömen fließt. Kurz hinter Hergatz stoßen wir auf einen Hofladen mit viel selbst produziertem Käse und ein paar schattigen Tischen, an denen man das Gekaufte gleich verzehren kann – leider zu dicht an der stark befahrenen Straße. Viele E-Biker Gruppen kommen vorbei, wir sind da mit unseren Bio-Bikes schon die Exoten. Trotz weiterer Pausen auf allen am Wege stehenden Bänkchen sind wir viel zu früh, ca. halb drei, in Röthenbach. Ich glaube, das liegt daran, dass ich gestern die Ketten und Zahnkränze mit Zahnbürste und Lösungsmittel von dickem Batz aus Staub und Schmiere akribisch befreit und frisch geölt habe. Im Schatten einer gewaltigen Linde des Gasthofs ‘Post’ genießen wir ein kühlendes Bier und einen Eiskaffee.

51 Km, 750 Hm, ganz schön hügelig und heiß

Von Friedrichshafen nach Oberzell

Pünktlich um 11 zur Check-Out Zeit sind wir auch schon fertig und verlassen nach reichhaltigem Frühstück den Wellness Schuppen. Fast nur durch hügelige Obstplantagen, die uns ein wenig an Portugal erinnern, fahren wir die paar Kilometer nach Oberzell zum Besuch bei Susi’s Cousine Steffi. Einen Tag Pause werden wir uns gönnen, um dann den letzten Abschnitt, das Allgäu, zu bezwingen. Die Tourplanung wird erschwert durch wenige Übernachtungsmöglichkeiten entlang des Bodensee-Königsee Radwegs, den wir ja schonmal vor ein paar Jahren in umgekehrter Richtung gefahren sind. Aber wir werden es hinkriegen und nicht mit dem Zug fahren…

14 Km, 130 Hm, schwups da

3 Ländertour von Österreich durch die Schweiz nach Friedrichshafen, nah am und im Wasser

In Feldkirch hatten wir übernachtet, weil die Suche nach einem bezahlbaren Hotel an der eigentlichen Route (auf der Schweizer Seite) nur zu diversen Motels an der Autobahn geführt hätte, da glaubten wir uns aus dem Würgegriff des Schweizer Franken zu befreien, aber so viel billiger war es dann auch nicht, aber Feldkirch ist auf jeden Fall attraktiver als jedes Motel im Nirgendwo. In der Früh war der Markt schon aufgebaut und wir haben uns für den Tag versorgt und einen sehr guten Kaffee am Marktplatz bekommen. Der Weg zurück auf die Route verlief auf einem Damm entlang der Ill, die auch schon ganz schön voll und schnell unterwegs war. Die Gewitter der letzten Tage haben in der Schweiz besonders Rhône und Rhein betroffen und wir sind gespannt, wie die Lage tatsächlich ist. Bei Meiningen queren wir den Rhein, der hier schon mal ganz randvoll ist. Bis kurz vor St. Margarethen geht es aber flott auf dem Damm entlang, ein wenig Rückenwind und wir überholen nicht nur einen E-Biker. Am Ufer liegen teils große Schwemmholzhaufen vom letzten Hochwasser, was erst ein paar Wochen her ist und ja auch den Bodensee zum Überlaufen gebracht hat. Hier bedienen sich schon einige mit der Kettensäge an dem herrenlosen Holz. Die Wiesen hinter dem ersten Damm sind nun schon ziemlich unter Wasser und dann versinkt auch der Radweg im Rhein und wir müssen auf die Straße ausweichen, zum Glück gibt es kurz vor der Überschwemmung einen Tunnel unter der Autobahn hindurch und wir kommen auf die Landstraße, auf der wir bald in St. Margarethen sind. Dann lasse ich ausnahmsweise Google einen direkten Weg nach Romanshorn suchen und wir fahren über Rheineck und Thal in Richtung Bodensee. Dummerweise liegt Thal eher auf einem Hügel. Oben angekommen haben wir dafür aber einen perfekten Rundblick auf den Bodensee und auch ein paar Steinblöcke für die verdiente Brotzeitpause, nach 40 Km. Der nächste Ort, jetzt wieder auf der geplanten Route am See ist Rohrschach, wo wir ein Café direkt am See finden. Der Wasserspiegel ist wirklich ‘Oberkante Unterlippe’ und an manchen Stellen schwappt das Wasser auf den Radweg. Bemerkenswert ist die Eisenbahnlinie, die zwischen den Häusern und dem Ufer verläuft (wie sonst die Uferstraße), das bedingt reichlich viele Bahnübergänge für die Fußgänger. Die Kaffeepause timen wir so, dass wir die Fähre von Romanshorn nach Friedrichshafen um halb 3 bekommen werden. Die Rechnung war aber ohne Blick auf das Wetterradar gemacht und auf dem Weg entlang des Sees türmen sich rabenschwarze Wolkenberge auf. Obwohl es jederzeit loskübeln könnte, werden wir verschont und kommen trocken auf die Fähre und können die Überfahrt sogar draußen sitzend genießen. Erst in Friedrichshafen setzt der Regen ein. Nun sind wir also wieder in Deutschland, komisches Gefühl nach fast 4 Monaten. In einem Handyladen bekomme ich günstig mein, im Laufe der Reise, total verkratztes Gorillaglas gewechselt, das erleichtert die Navigation, die jetzt nur noch bis zu unserem Wellness-Hotel ‘Knoblauch’ am Stadtrand von Friedrichshafen führt. Es gießt in Strömen und wir sitzen in der Sauna, schon wieder ein perfekter Tag.

62 Km, 230 Hm, Umwege wegen Rheinhochwasser, schönes Wetter bis zur Überfahrt mit der Fähre

Von Jenins durch Liechtenstein nach Feldkirch

Wir starten bei fragwürdiger Wetterlage in den Tag durch schöne Weinberge oberhalb des Rheintals, in den Bergen hängen fette Wolken und nach noch nicht mal 5 Kilometern trifft uns ein Gewitter, aber wir finden ganz guten Schutz vor einer Scheune und nach einer halben Stunde mit tollen Blitzen und ordentlich Regen scheint wieder zaghaft die Sonne.

Dann geht es hinunter an den Rhein, an dem wir auf dem Damm entlang fahren, an senkrechten Felswänden vorbei. Mal ist der Fluss schneller, mal wir. Eine graue Brühe mit gewaltigen Wellen an einer Stufe im Fluss. Als der Radweg sich zu sehr der Autobahn nähert, wechseln wir bei Balzers auf die andere Seite und folgen dem Liechtensteiner Rheintal-Radweg. In der Nähe von Vaduz kommen wir an einer alten, restaurierten hölzernen Rheinbrücke vorbei und finden einen Hirschkäfer, der sich hier mal untergestellt hat, bis der Regen aufhört. In Schaan machen wir in einem Café eine lange Mittagspause, während es draußen ausgiebig regnet. Später hört der Regen auf und weiter geht es durch die Wiesen, vorbei an ein paar Störchen in Richtung Feldkirch. Auf einem kleinen Brückchen rastet einen Schwanenfamilie, unsicher, ob sie ohne Visum in die EU dürfen, wir halten kurz an, aber auch im Gebüsch lauert kein Grenzer.

Die wenigen Kilometer bis Feldkirch sind von stetem Wechsel zwischen Regen und Sonnenschein geprägt, so dass mehr Zeit mit An- und Ausziehen als mit Radfahren vergeht. Das Hotel in Feldkirch hat einen online Check-In, der mit Hilfestellung des Hoteliers auch funktioniert – ziemlich unsinnige Technik.

40 Km, 170 Hm, Regensachen an, aus, an, aus, an, aus

Vom Bergbauern in Valendas durch die Rheinschlucht zum Weinbauer in Jenins

Schade um das großartige Frühstück von Nina, aber die Pizza von gestern liegt mir noch immer quer im Magen und ich esse nur ein paar Löffel von dem frisch zubereiteten Müsli. Die Nacht war auch nix, obwohl zumindest die Kühe aufgehört haben zu bimmeln, anders als die Kirche. Erst um 10 fahren wir los, und es sieht nach Regen aus. Nina empfiehlt uns noch einen Aussichtspunkt auf die Rheinschlucht, aber erstmal müssen wir 150 M hinauf nach Versam, dort zweigt eine Stichstraße zum Bahnhof ab, der 300 M weiter unten am Fluss liegt, wir müssen nur gut einen Kilometer und 70M hinunter bis zu der hölzernen Aussichtsplattform Islabord, die über den Abgrund ragt und eine grandiose Sicht hinunter auf den Rhein und hinüber auf die fast senkrechten, hellgrauen Felswände bietet. Zurück in Versam geht es nun in einigen Serpentinen hinab und über einen Bergbach, der ähnlich tief unten liegt wie der Rhein in den er kurz danach mündet. Wieder geht es hinauf auf einer fast einspurigen Straße, die wahlweise durch Tunnel oder in engen, unübersichtlichen Kurven an die senkrechten Felswände geklebt ist. Immer wieder gibt es prächtige Blicke in die Schlucht, nur muss man auf den Gegenverkehr achten – plötzlich taucht in einer Kurve ein Sattelschlepper auf, keine Ahnung wie der das hier her geschafft hat, aber er bleibt freundlicherweise stehen, ohne uns an der Wand zu zerquetschen und wir schlüpfen durch den verbliebenen Meter.

Nach der letzten Kurve geht es dann ganz entspannt auf breiter Straße schnurgeradeaus abwärts nach Bonaduz und wir sind wieder am Fluss, der hier mit dem Hinterrhein zusammenfließt und jetzt schon gewaltig viel Wasser und Tempo hat. Bis Chur kommt nur noch ein fieser Anstieg und nach 35 Km machen wir in der Altstadt Pause und schaffen es dabei, ein kräftiges Regengebiet unter dem Schirm eines Cafés bei einem Stück Rhabarberkuchen (zur Feier des 4000. Kilometers) auszusitzen. Der weitere Weg geht durch das hier schon sehr breite Rheintal, mit Industriegebieten aber auch weiten Weinbergen und immer noch hohen Bergen im Hintergrund. Hier unten im Tal ist es jetzt richtig feucht heiß, wir sind klatschnass und müssen trotzdem noch mal 100 Hm hinauf nach Jenins in dem wir bzw. ausnahmsweise mal ich ziemlich erschöpft ankommen. Der Balkon ist eine Wucht, mit Blick ins Rheintal über Landquart, fast bis nach Chur, wäre da nicht ein Berg in der Sichtlinie. Das Zimmer ist mal wieder eine Erwähnung wert, denn es wird über das Bad betreten, also bevor man die Tür öffnet, sollte man sich vergewissern, dass niemand auf dem Klo ist….

54 Km, 610 Hm, feucht heiß

Von Disentis nach Valendas

Gleich in Disentis geht es steil bergab zur ersten Rhein-Querung und auf der anderen Seite wieder ebenso hoch hinauf. Der Rhein ist hier noch ein großer, relativ klarer Gebirgsbach aber keine 10 Kilometer weiter flussabwärts schon ein brauner reißender Fluss, da kommt viel Schmelzwasser aus den Seitentälern hinzu. Im Prinzip geht es nur abwärts, zumindest auf der Bundesstraße, wir fahren aber auf Feldwegen und Nebenstraßen mit einigem auf und ab und oft auf Schotterwegen, da ist Konzentration auf grobe Steine, Schlaglöcher und Regenrinnen verlangt, viel Gelegenheit zum Schauen bleibt da nicht. Nach einer steilen Rampe bleiben wir kurz stehen, denn hier gibt es viele Maikäfer und ein Schweizer Paar mit E-Mountainbikes, die sich für uns arme Bio-Biker interessieren. Auf die Frage, wie oft wir schon die Pneus wechseln mussten, entgegne ich, dass wir unterwegs noch keinen ernsthaften Defekt gehabt hätten. Ich möge es nicht verschreien höre ich noch und fahre schonmal los und keine 200 Meter danach ist mein Vorderreifen platt. Absolut geisterhaft – schließlich stellt sich raus, ein snake bite, d.h. zu schnell über zu groben Schotter gebrettert und / oder zu wenig Luft im Schlauch. Der ist schnell gewechselt, jetzt gibt es aber keinen Ersatzschlauch mehr, zur Beruhigung der Gattin im nahen Ilanz aber ein Fahrradgeschäft. Dort kehren wir in einer besseren Döner-Bude zu Mittag ein und sind danach so vollgefressen, dass wir die restlichen 7 Kilometer hinauf nach Valendas, bei schattenlosen 30° nur dank des kräftigen Rückenwinds ohne Kollaps überstehen. In Valendas ist die Attraktion und zugleich Rettung vor dem Hitzschlag der größte Holzbrunnen der Schweiz, dann sind es nur noch 100 Meter zu unserer Unterkunft. Dort erwartet uns Nina in ihrem wunderschönen, typisch Schweizer Chalet. Wir haben ein Zimmer mit phantastischem Weitblick in die Berge, mit Fenstern auf drei Seiten und einem großen Garten, mit schattigen Plätzen unter den Obstbäumen. Besser kann man es nicht treffen.

39 Km, 423 Hm, Etäppelchen, meist bergab mit Rückenwind, zu schnell gefahren…